Winter in Osterode am Harz
Ein Wochenendausflug reichte, um den Winter in Osterode am Harz zu erleben. Freitag war noch T-Shirt-Wetter, Samstag alles verschneit.
So schnell, wie der Schnee kam, war er auch schon wieder weg…
Osterode ist eine Mittelstadt im Südosten Niedersachsens. Sie liegt am Rand des Harzes, was den Namen der Stadt erklärt.
Marktplatz – Winter in Osterode am Harz
Direkt hinter dem Markt steht die St.-Aegidien-Marktkirche, die 1367 erstmalig erwähnt wurde.
Altstadt
Die Altstadt ist geprägt von Fachwerkbauten. Eine Liste der Baudenkmäler findet sich hier.
Trotz des relativ schlechten Wetters war es ein Erlebnis, die alte und sehr gut erhaltene Bausubstanz zu sehen. Okay, in der sonnigeren Jahreszeit macht es bestimmt deutlich mehr Laune. Wir hatten dennoch ein erholsames Wochenede.
Stolpersteine
Auch in Osterode sind wir darüber gestolpert ;).
In der Osteroder Jöddenstraße (heute Teil der Aegidienstraße) lebten seit dem Mittelalter bis zu ihrer Vertreibung im 16. Jahrhundert einige jüdische Familien. Erst kurz vor Beginn des Dreißigjährigen Krieges siedelten sich wieder Juden in Osterode an. Der religiösen Minderheit blieb über Jahrhunderte die Gleichberechtigung versagt, die im Königreich Hannover erst 1848 gewährt wurde.
Zu Beginn der Nazizeit lebten in Osterode 56 Juden, die schon ab Frühjahr 1933 Boykottaktionen, Diskriminierungen, Schikanen und Gewaltakten ausgesetzt waren. Die Osteroder Wirtschaft wurde in den Jahren 1935 – 1938 ,arisiert‘, d. h. man verdrängte die jüdischen Unternehmer aus ihren Betrieben. In der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 schändeten SS und SA die Osteroder Synagoge und zerstörten das Inventar. Zahlreiche Osteroder Juden wurden misshandelt, ihre Wohnungen verwüstet.
Bis zum Kriegsbeginn hatten die meisten Osteroder Juden die Stadt verlassen. So fanden einige in Amerika und Palästina Zuflucht, während andere, denen die Auswanderung nicht mehr gelang, in Großstädte verzogen. Aus diesen Städten verschleppte man die vorher in Osterode ansässigen Juden in Konzentrationslager und ermordete sie fast alle (u.a. in Auschwitz oder Theresienstadt).
Deportiert und ermordet wurden:
Amanda Bruckmann (5), Louis Goldmann (2), Selma Goldmann (2), Anni Goldschmidt (7), Bruno Goldschmidt (10), Eleonore Goldschmidt (10), Emil Hochberg (6), Ella Kaufmann (1), Helene Kugelmann (3), Jakob Levy (4), Sara Meyer (8), Abraham Rotter (9), Alex Aron Wertheim (9), Josef Wertheim (9).Die Zahlen hinter den Namen kennzeichnen im Stadtplan die letzte Wohnung der ermordeten Juden in Osterode am Harz. Im Verlauf des Krieges setzte man auch in Osteroder Betrieben Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge – unter ihnen auch Juden – ein. Im April 1945 ermordete die SS noch zahlreiche z. T. jüdische KZ-Häftlinge auf einem Todesmarsch, der vom Osteroder Südbahnhof in den Oberharz führte.
Zur Erinnerung an die ermordeten Juden verlegte im Juni 2010 der Kölner Künstler Gunter Demnig in Osterode am Harz sogenannte Stolpersteine.
Die Markierungen kennzeichnen die Lage der Stolpersteine, die an die ermordeten Osteroder Juden erinnern.
Text auf dem Schild (oben)
Stadtmauer – Winter in Osterode am Harz
Es gibt an mehreren Stellen in Osterode am Harz Stadtmauern, die wieder aufgebaut und ins Stadtbild integriert wurden. Die Stadtmauer wurde 1233 erstmalig urkundlich erwähnt.
Stadtfriedhof mit Burgruine Alte Burg
Der gesamte Friedhof ist eine Baudenkmal-Gruppe. Markant sticht die Ruine der Alten Burg heraus. Es handelt sich im eine sogenannte Spornburg, also ein Bauwerk, welches an einem hochauflösenden Felssporn gebaut wurde (allerdings seitlich und nicht auf der Kuppe). Es ist lediglich die Hälfte eines Bergfrieds (unbewohnter Hauptturm der Burg) erhalten.
Abstecher nach Bad Lauterberg
Da wir uns mit „am Harz“ nicht zufriedengeben wollten, ging es nach Bad Lauterberg im Harz. Es ist ein Kneipp-Heilbad im Landkreis Göttingen (Niedersachsen).
Hier noch ein paar winterliche Impressionen:
Sehr markant steht die St.-Benno-Kirche am Kirchberg.
Winter in Osterode am Harz – so schnell wie er da war, war er auch wieder weg …
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